"Bist du zufrieden damit, wie du jetzt bist?“ fragte die Raupe. „Nun, ein klein wenig größer möchte ich schon gern sein, wenn es Ihnen nichts ausmacht“, sagte Alice; „drei Zoll ist doch eine recht armselige Größe!“
„Drei Zoll ist, ganz im Gegenteil, eine sehr schöne Größe!“ sagte die Raupe zornig und richtete sich voll auf (sie maß genau drei Zoll).
„Aber ich bin doch nicht daran gewöhnt!“ sagte Alice flehentlich, und dabei dachte sie sich: „Wenn diese Wesen hier nur nicht immer gleich beleidigt wären!“
In der Natur gibt es kein ewiges Wachstum. Nur eine ewige Wandlung. Leben blüht auf, breitet sich aus, kommt zum Stillstand, stirbt ab, zerfällt und wird zur Quelle neuen Lebens. Auf diese Weise hat sich unser Planet über Jahrmillionen entwickelt. „Gewachsen“ ist er gar nicht, sonst wäre die Erde heute größer als vor 1 oder 2 Millionen Jahren. Wir müssen also mit der Größe unseres blauen Planeten zurechtkommen und das rechte Maß finden, um uns weiterzuentwickeln.
Seit den 1970er Jahren steigen die Energiepreise. Das „Wirtschaftswunder“ kam zum Stillstand. Die hohen Wachstumsraten der Nachkriegszeit stagnierten. Zeitgleich begann die Bevölkerung in Deutschland zu schrumpfen. Dieses Phänomen findet sich auf der ganzen Welt: Mittlerweile lebt über die Hälfte aller Menschen in Ländern, deren Bevölkerungszahlen sinken.
Ich gestehe, dass mich nicht das Lebensideal der Leute bezaubert, die glauben, der Normalzustand menschlicher Wesen bestehe im fortwährenden Kampfe gegeneinander. Das Stoßen, Drängen, Einander-auf-die-Versen-treten, die heutigen Kennzeichen unserer gesellschaftlichen Zustände, stellen nicht das wünschenswerte Los der Menschen dar. Sie sind nichts anderes, als die unerfreulichen äußeren Merkmale eines einzelnen Abschnittes des gewerblichen Fortschritts.
Das Ende des Wachstums ist keine Katastrophe, es ist eine Chance. Das hat Mitte des 19. Jahrhunderts schon der englische Philosoph und Ökonom John Stuart Mill erkannt. Damals boomte die neue, industriell angetriebene Wirtschaft in Großbritannien. Die Masse der Lohnarbeiter in den überfüllten Städten stürzte jedoch ins Elend. John Stuart Mill sagte eine Zeit voraus, in der die Wirtschaft und die Bevölkerung nicht mehr wachsen, weil Wohlstand für alle erreicht ist. Die Menschheit kann sich fortan geistig und kulturell entwickeln.